Entscheidungen – das ist in jeder Gemeinschaft ein zentrales Thema. Denn da, wo viele Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen aufeinandertreffen, kann es ganz schön schwierig werden, den richtigen Weg zu finden. Doch die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, ist entscheidend dafür, ob ein Projekt auf Dauer funktioniert oder nicht.
Ein verbreiteter Ansatz in gemeinschaftlichen Wohnprojekten ist der Konsensentscheid. Dabei geht es nicht darum, dass alle immer hundertprozentig begeistert von einer Lösung sind, sondern dass jeder damit leben kann. Das bedeutet: Es wird so lange diskutiert und nach Lösungen gesucht, bis niemand mehr ein Veto einlegt. Der Vorteil? Alle fühlen sich ernst genommen, und es gibt am Ende eine breite Akzeptanz für die getroffene Entscheidung. Der Nachteil? Konsensfindung kann ziemlich zeitaufwendig sein und erfordert eine hohe Bereitschaft zur Kompromissfindung.
Eine Variante davon ist das Systemische Konsensieren. Hier wird nicht nach Zustimmung, sondern nach Widerstand gefragt. Die Idee ist, eine Lösung zu finden, die den geringsten Widerstand in der Gruppe erzeugt. Alle geben eine Bewertung ab, wie stark ihr Widerstand gegen verschiedene Vorschläge ist, und die Lösung mit dem geringsten Gesamtwiderstand wird gewählt. Dieses Verfahren ist oft effektiver und schneller, weil es den Fokus auf mögliche Konfliktpunkte legt, bevor sie entstehen.
In manchen Projekten kommt auch das Mehrheitsprinzip zum Einsatz, vor allem bei alltäglichen Entscheidungen. Das ist pragmatisch und spart Zeit, kann aber zu Unzufriedenheit führen, wenn sich bestimmte Mitglieder regelmäßig überstimmt fühlen. Deshalb wird es oft kombiniert mit klaren Regeln, wann das Mehrheitsprinzip gilt und wann größere Entscheidungen auf andere Weise getroffen werden.
Für größere und grundsätzliche Fragen wird häufig auf Soziokratische Kreismethoden zurückgegriffen. Dabei gibt es verschiedene Entscheidungskreise, die in einem klar strukturierten Prozess zusammenarbeiten. Jeder Kreis hat bestimmte Aufgaben und Verantwortung, Entscheidungen werden in einem geregelten Ablauf getroffen, bei dem jeder gehört wird. Das Verfahren bietet viel Struktur und Klarheit, erfordert aber auch eine gewisse Disziplin und Übung.
Egal, welche Methode angewendet wird: Wichtig ist, dass der Entscheidungsprozess transparent ist und von allen akzeptiert wird. Und nicht zu vergessen: Eine gute Gesprächskultur ist das A und O. Es geht nicht nur um den Ablauf, sondern auch um Respekt und die Bereitschaft, zuzuhören. Wenn das gelingt, können auch schwierige Entscheidungen fair und gemeinschaftlich getroffen werden.