
Wohnwertindex – Ein faires Modell für gemeinschaftliche Wohnprojekte
In gemeinschaftlichen Wohnprojekten teilen sich die Bewohner nicht nur Planung, Bau und Finanzierung, sondern auch die Verantwortung für eine faire interne Verteilung. Besonders sensibel ist dabei die Frage: Welche Wohnung ist wie viel wert?
Denn: Nicht jede Wohnung hat dieselbe Qualität. Wohnungen im Dachgeschoss mit schöner Aussicht und viel Licht sind oft begehrter als dunkle Erdgeschosswohnungen mit Straßenlärm. Trotzdem zahlen in vielen Projekten alle denselben Preis – was auf Dauer zu Unzufriedenheit und Spannungen führen kann.
Hier setzt der Wohnwertindex an. Er schafft eine objektive Grundlage, um Baukosten fair zu verteilen – transparent, nachvollziehbar und gemeinsam beschlossen.
Warum ein Wohnwertindex?
In klassischen Miet- oder Eigentumsmodellen regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Doch in gemeinschaftlich organisierten Projekten fehlen oft klare, neutrale Bewertungsmaßstäbe. Der Wohnwertindex bietet genau das: Ein System zur Bewertung jeder Wohnung nach objektiven Kriterien – bevor persönliche Wünsche ins Spiel kommen.
Wichtig: Die Bewertung sollte vor der Vergabe der Wohnungen erfolgen. Nur so kann ein gemeinsames Verständnis von Fairness entstehen, das alle mittragen.
Wie wird der Wohnwertindex ermittelt?
Sobald ein erster Gebäudeentwurf vorliegt, wird jede Wohnung anhand fester Merkmale bewertet:
Helligkeit (Tageslicht, Fenstergröße, Ausrichtung)
Aussicht (freie Sicht, Innenhof, Nachbarwand)
Lärmbelastung (Straße, Technikräume, Kinderspielplatz)
Außenbereich (Balkon, Terrasse, Gartenzugang)
Zugang (Barrierefreiheit, Nähe zu Gemeinschaftsräumen, Etage)
Anhand dieser Kriterien entsteht eine Einteilung in Bewertungsstufen, z. B.:
Stufe | Bewertung | Beispielhafte Anpassung |
---|---|---|
A | besonders attraktiv | +5 % |
B | überdurchschnittlich | +3 % |
C | durchschnittlich | +1 % |
D | neutral | 0 % |
E | weniger attraktiv | –2 % bis –5 % |
Anwendung: So funktioniert der Wohnwertindex in der Praxis
Die Gruppe legt gemeinsam fest, welche Bewertungskriterien wie stark gewichtet werden und wie groß der maximale Unterschied zwischen den Wohnungen sein darf – zum Beispiel 10 % Preisunterschied zwischen der besten und der am wenigsten attraktiven Wohnung.
Beispielrechnung:
Wohnlage-Stufe | Standard-Baukosten (€/m²) | Anpassung | Angepasste Kosten (€/m²) |
---|---|---|---|
A | 3.000 € | +5 % | 3.150 € |
B | 3.000 € | +3 % | 3.090 € |
C | 3.000 € | +1 % | 3.030 € |
D | 3.000 € | 0 % | 3.000 € |
E | 3.000 € | –5 % | 2.850 € |
Wichtig dabei: Die Summe aller Baukosten bleibt identisch – sie wird nur fair verteilt.
Fazit: Fairness durch Transparenz
Ein Wohnwertindex für gemeinschaftliche Wohnprojekte ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Werkzeug. Er verhindert Neid und Unmut – noch bevor sie entstehen können. Gleichzeitig fördert er das Verständnis untereinander und hilft, Entscheidungen im Konsens zu treffen.
Denn: Wer sich auf ein gemeinsames Projekt einlässt, sollte sich auch auf eine gemeinsame Bewertungsgrundlageverlassen können.